Kernkraft – Ein Jahr nach der Abschaltung

Es gibt ja immer noch Politiker von vorgestern, die immer noch den deutschen Kernkraftwerken nachweinen. Manche fordern sogar eine Reaktivierung dieser Kraftwerke. Egal, ob das technisch möglich oder sinnvoll ist. Oder gar den Nebau von Atomkraftwerken, damit man in ein bis zwei Jahrzehnten zu unkalkulierbaren Kosten ein neues, schlecht steuerbares Großkraftwerk hat. – Man wird ja wohl noch bescheuerte Forderungen stellen können…

Nach der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke gab weder einen Blackout noch kam es zu einer massiven Erhöhung der Kohleverstromung.

Was viele vergessen, oder absichtlich unter den Tisch fallen lassen, ist die Tatsache, dass wir ja ständig dabei sind, die erneuerbaren Energien auszubauen. In den letzten zwölf Monaten wurden 3 GW Leistung an Windenergie zugebaut, bei Solar eine zusätzliche Kapazität von 10 GW. Aber es gibt Leute die meinen, die 4 GW Leistung aus Kernkraft wären unverzichtbar. Ist DAS nicht Ideologie?

Anti-AfD-Demonstrationen

Jetzt geht es ja endlich los, dass großflächig Demonstrationen gegen die AfD stattfinden. Ich habe eigentlich schon viel länger erwartet, dass sich vor allem die Parteien gemeinsam gegen die AfD stellen und ein Bollwerk gegen Rechtsextremismus bilden. Ein Bekenntnis zum Grundrecht, zu den Menschenrechten und zu Humanismus sollte doch eigentlich nicht so schwer sein. Stattdessen bestimmt die AfD die Themen der Debatten; schon seit Jahren. Manche Parteien wie die CDU und CSU, wollen der AfD Wähler abgewinnen, in dem sie die Positionen übernehmen. Damit ist niemanden geholfen.

Ich erwarte, dass sich ein breites Bündnis gegen die AfD und andere rechte Strömungen bildet. Es gibt doch so viele Gruppierungen, die gesellschaftlichen Einfluss haben: Gewerkschaften, Religionsgemeinschaften, Sportvereine, Wohlfahrtsverbände, Unternehmen, Wirtschaftsverbände, Medien, etc.

Die Leute, die sagen, sie seien keine Nazis und wählen trotzdem die AfD, um “denen da oben” “es mal zu zeigen”, sind einfach nur dumm. Wer, um irgend jemanden “es mal zu zeigen”, sein Land zugrunde richtet, der hat wirklich nichts gemerkt, oder aus der Vergangenheit gelernt. Protestwähler haben auch die Möglichkeit andere Parteien zu wählen. Gerade bei Bundestagswahlen ist der Wahlzettel gut gefüllt mit Parteien, die bisher noch nie regiert haben.

Nuhr nicht lustig

Ich habe es mir die letzten Male mal angetan, die Sendung “Nuhr im Ersten” anzusehen. Allerding nur die Teile, in denen Nuhr selbst vorgetragen hat. Und alle meine Befürchtungen wurden bestätigt. Der Typ ist mittlerweile so unlustig und vorhersehbar geworden, dass es verwundert, dass es immer noch ein Publikum gibt, das ihn gut findet. Ich weiß, nicht wieviel er von seinen Beträgen selbst schreibt, aber zumindest muss er ja gut finden, was seine Autoren ihm liefern, ansonsten hätte er sie schon längst ausgewechselt.

Nuhr bedient vor allem Klischees, die in den ganz rechten Kreisen besonders gut ankommen. Dabei tritt er meist nach unten und macht sich über Schwächere oder Minderheiten lustig. Kabarettisten treten eigentlich nach oben. Aber Nuhr ist mittlerweile ja so ein “Genau”-“Kenste”-Witzeerzähler wie Mario Barth geworden.

Er scheint übrigens selbst über jegliche Kritik erhaben. Er stänkert gegen die Leute, die festgestellt haben, dass es im Leben wichtigere und schönere Dinge gibt, als sich nur seinem Job hinzugeben. Sind ja heutzutage Alle total faul und Niemand will mehr arbeiten. Das sagt er übrigens direkt nach seiner 11-wöchigen “Sommerpause”.

Seit einigen Wochen ist er auch schon wieder von den Bildschirmen verschwunden. Allerdings will ich ihm kein Unrecht tun. Er ist ja jetzt auf Tournee und manchmal hat er sogar 3 (in Worten: drei) Termine pro Woche. Also wenn jemand hart schuftet, dann ja wohl Dieter Nuhr. Von dem hätten sich die Trümmerfrauen mal eine Scheibe abschneiden sollen.

Alle Täter sind Ausländer (fast überall auf der Welt)

Immer wenn in Deutschland abscheuliche Gewalttaten passieren, geschieht in den sozialen Medien und Kommentarspalten das Gleiche. Ohne irgendwelche weiteren Informationen wird einfach unterstellt, dass der Täter ein Flüchtling, ein Ausländer, ein Mensch mit ausländischen Wurzeln oder ein Schwarzer war. Das ist der Alltagsrassismus derjenigen, die sich gerne Patrioten, Wutbürger oder “Alternative für Deutschland” nennen.

Gerade wenn Angaben zur Nationalität, Herkunft oder Hautfarbe in den Presseartikeln nicht erwähnt werden, vermuten die Rassisten, dass absichtlich “etwas verschwiegen” werden soll.

Deshalb sind einige Polizeipressestellen dazu übergangen diese Informationen in ihre Berichte aufzunehmen. Und nun beschweren sich die gleichen Rassisten, warum denn dort immer stehen muss, dass es sich um einen deutschen Täter handelt. (Kannste Dir nicht ausdenken).

Anderen reicht dass nicht, die wittern, dass es sich möglicherweise um Menschen handeln könnte, die neben der deutschen Staatsangehörigkeit noch eine weitere besitzen. Oder deren Eltern oder Großeltern irgendwie “undeutsch” sind.

In diese Kerbe hat auf vor wenigen Monaten die Berliner CDU geschlagen. Nach den Krawallen in der Silvesternacht, wurden die Nationalitäten der Verdächtigen veröffentlicht. Und der CDU waren dort zu viele Deutsche darunter. Deswegen wollte sie die Vornamen abfragen und so Rückschlüsse auf deren Herkunft ziehen. Also sehen ob diese eher typisch deutsche Namen wie “Hans”, “Franz” oder “Adolf” haben oder doch Vornamen, die türkisch oder arabisch klingen. Denn das würde ja viel besser in das Stereotyp des bösen Ausländers passen. So ein Fremdhass muss auch gepflegt werden.

Übrigens haben ich mich nicht verschrieben. Wir sprechen hier nicht von der “AfD”, sondern wirklich von der CDU.

Mal wieder DNS-Sperren

SonyMusic, ja wir erinnern uns, das sind die Computer mit Schadsoftware infizierten, also SonyMusic hat einen Rechtsstreit gegen den Betreiber des freien DNS-Resolvers Quad9 gewonnen.

Ein DNS-Resolver kann man mit einem Telefonbuch vergleichen. Er löst die Internet-Adressen in IP-Adressen auf z.B. duschmarke.de in 89.58.9.9. Nur über die IP-Adressen kann man einen Server erreichen. Das Ganze geschieht aber im Hintergrund, so dass der normale Nutzer davon nichts mitbekommt.

Eine Manipulation der DNS-Resolver ist eine beliebte Möglichkeit die Sichtbarkeit von unliebsamen Inhalten im Internet zu verringern. Das war früher schon so; etwa als die jetzige Präsidenten der EU-Kommission und damalige Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen Darstellungen von sexualisierter Gewalt gegenüber Kindern lieber verschleiern, statt löschen wollte. Oder auch in autoritären Staaten, die missliebige Seiten blockieren wollen.

Solche Maßnahmen werden meist bei den Zugangsprovidern umgesetzt. Wobei sie aber von den Kunden relativ leicht umgangen werden können. Entweder man wählt einen alternativen Resolver oder man setzt einfach einen eigenen auf, etwa Unbound auf einen Raspberry PI.

Also wirklich effektiv sind solche Sperren nicht. Dabei muss nicht unbedingt kriminelle Energie dahinter stecken, wenn man andere DNS-Server einträgt. Oft ist Datenschutz die Intention dahinter.

Einige Zugangsprovider haben sich mit den Medienverwertungskonzernen zusammen getan, um eine Schlichtungsstelle einzurichten, die klären soll welche DNS-Sperren wegen Urheberrechtsverletzungen eingerichtet werden sollen. Das dient vor allem der Umgehung von langwierigen und kostspieligen Gerichtsprozessen.

Screenshot Schlichtungsstelle https://cuii.info/empfehlungen/

Nun hat SonyMusic aber genau so einen Prozess angestoßen und zwar nicht gegen irgend einen großen internationalen Konzern, wie Google oder Cloudflare, die auch entsprechende DNS-Resolver öffentlich betreiben. Nein, man hat sich ein leichteres Opfer gesucht, um ein Exempel zu statuieren. Man hat die nicht-kommerzielle Organisation Quad9 verklagt und vor dem Landgericht Leipzig auch Recht bekommen.

Klagen gegen Urheberrechtsverstöße sind eigentlich nichts Außergewöhnliches, doch dieser Fall ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes.

Meistens werden Hoster oder andere Serverbetreiber nur als Störer angezeigt, hier wurde Quad9 aber als Täter verurteilt. Und die Tätereigenschaft ist, nicht nur in meinen Augen, ziemlich weit hergeholt.

Es geht um ein Musikalbum, dessen Rechte bei SonyMusic liegen. Dieses wurde von einer Person auf einer Internetplattform hochgeladen und steht dort zum Download bereit. In wie weit der Download überhaupt strafbar wäre, ist zweifelhaft. Die Massenabmahnungen an zig- oder hundert-tausende Internetnutzer zur großen Filesharingzeit (Napster, EMule und Co.), bezogen sich immer auf das Bereitstellen von urheberrechtlich geschütztem Material. Aber Sony ist eben nicht gegen denjenigen vorgegangen, der das Album hochgeladen hat, auch nicht gegen den Betreiber des Servers, auf dem die Datei liegt.

Dann sicherlich, weil Quad9 die DNS-Adresse dieses Servers liefert? Nein, auch das nicht. Es gibt eine weitere Internetseite. Diese enthält einen Link zu dem Server, auf dem die Datei liegt. Und deswegen hat SonyMusic nun den Betreiber der die Internet-Adresse in eine IP-Adresse des Servers, der auf einen anderen Server verweist, auf dem die illegale Datei zum Download bereitliegt, auflöst, verklagt. Und zwar als Täter! Das kann man sich doch nicht ausdenken. Es fehlt nicht viel und SonyMusic klagt das ganze Internet kaputt.

Der Server von Quad9 richtet sich ja nicht nur an Nutzer aus Deutschland, also dort wo Sony seine Forderungen durchgesetzt hat, sondern an Nutzer aus aller Welt. Das wird lustig, wenn Quad9 nun auch Sperrgesuche aus allen Ländern umsetzen muss und diese Sperren wiederum weltweit aktiv sind. Dabei sind solche unabhängigen DNS-Server gerade für Nutzer in Ländern mit staatlicher Zensur wichtig.

Dass eine DNS-Sperre auch mal nach hinten losgehen kann, beweist der Fall von heise.de. Die IT-Nachrichtenseite landete fälschlicherweise selbst auf einer Sperrliste und konnte von einigen Kunden eines bestimmten Providers nicht mehr abgerufen werden. Stattdessen wurde eine Seite von der oben genannten CUII angezeigt.

FakeGPT

Nachdem Ende letzten Jahres der Hype um ChatGPT losging, musste ich mich vor einigen Wochen auch einmal anmelden und das Ding ausprobieren. Und ich muss sagen, ich bin erschüttert, vor allem, wenn man die Medienberichte der letzten Wochen im Hinterkopf hat.

Das Ding liefert wohl formulierte Aussagen, aber leider SEHR oft völlig falsch.

Ich weiß nicht, mit welchen Fragen die Journalisten die KI gelöchert haben, aber meine ersten Versuche lieferten eigentlich nur absolut falsche Ergebnisse. Dabei ging es nicht um irgendwelche Randthemen. Ich habe etwa Fragen zu der Stadt Lübeck gestellt. Mit über 200.000 Einwohnern und einer wichtigen Rolle in der Geschichte eine nicht unbedeutende Stadt.

Ich habe extra Fragen gestellt, deren Antwort ich weiß, um festzustellen, ob die Auskunft brauchbar ist. Manchmal gab es Antworten die OK waren, manche waren völlig unsinnig. Da ist plötzlich “Hansa Rostock” der erfolgreichste Lübecker Fußballverein oder es gibt in der Altstadt ein königliches Schloss, was so nicht existiert, weil Lübeck ja früher eine freie Stadt war.

Konfrontiert man ChatGPT mit dem Fehler, erhält man auch gleich eine Entschuldigung und die Auskunft ins Gegenteil verkehrt. Das kann man übrigens auch mit richtigen Antworten machen. Wenn ChatGPT richtigerweise sagt, dass Lübeck für sein Marzipan bekannt ist, und man widerspricht und behauptet, dass Lübeck doch eher für Gummibärchen bekannt sei, wird diese falsche bestätigt und mal eben der Hauptsitz von Haribo nach Lübeck verlegt.

Lustig war auch eine Frage nach dem Herrentunnel. Das ist ein mautpflichtiger Tunnel, der 2005 eröffnet wurde. ChatGPT gibt folgende Auskunft:

Der Lübecker Herrentunnel ist ein unterirdischer Tunnel, der unter der Lübecker Altstadt hindurchführt. Er ist besonders, da er während des Zweiten Weltkriegs von den Nazis gebaut wurde, um ihre U-Boot-Basis vor Angriffen zu schützen. Der Tunnel ist heute ein beliebtes Touristenziel und kann besichtigt werden.

Stellt man die gleiche Frage, erhält man unterschiedliche Antworten, so ist der Tunnel mal als ursprünglich als Abwasserkanal gebaut worden, dann verläuft nicht mehr unter der Trave, sondern unter der Ostsee, usw. Die Breite der Antworten ist groß. Nur sind sie meistens falsch. Aber ChatGPT antwortet stets sehr überzeugt. Eine Aussage wie “Ich weiß es nicht genau” oder “Ich bin mir nicht sicher” wäre oft angebracht, nur bekommt man sie nicht.

Also wer auf der Basis Referate oder Aufsätze sollte sich nicht wundern, wenn er eine glatte 6 bekommt.

“Da fliegt einem das Blech weg, wenn man das sieht.” – ein Zitat aus dem Roman “Der Krieg im Frieden” (1995) von Autor Günter Grass

CHatGPT

Tatsächlich geholfen hat mir ChatGPT einmal, um ein kleines Skript zu schreiben, welches Messwerte eines Sensors filtert und umformatiert und dann in eine Datenbank schreibt. Das hat funktioniert.

Also ich denke die Technik vielleicht schon so revolutionär wie berichtet, allerdings muss die Basis der Trainingsdaten noch deutlicher größer und umfangreicher werden.

Fefes Blog

Jetzt muß ich mal ein wenig Dampf ablassen über Felix von Leitner aka Fefe und sein Blog.

Ich habe sein Blog früher regelmäßig gelesen. Oft als Anregung. Nicht als Informationsquelle. Leider stört mich seine überhebliche Art immer mehr. Wenn irgendwo auf der Welt ein EDV-Problem auftaucht, dann hat Fefe das natürlich schon lange vorausgesehen. Das Problem liegt, ihm nach, meistens daran, dass nur Dilettanten am Werk sind. Er selbst ist natürlich keiner, obwohl auch ihm hin und wieder Fehler passieren. Auch sein Blog funktioniert manchmal nicht, obwohl er doch so stolz auf seine selbst gestrickte Software ist, die ganz ohne die üblichen Programme wie große Datenbanken oder PHP auskommt.

Seine Meinungsäußerungen sind selten differenziert, eher binär. Als z.B. Letsencrypt (LE) aufkam und für Jeden kostenlose TLS-Zertifikate anbot, schimpfte er über die Software zum Erstellen der Zertifikate. “Python-Mist”, “PHP-Scheiße” so ähnlich waren seine Aussagen. Irgendwann schwang seine Meinung um, und nun ist jeder der kein LE-Zertfikat nutzt irgendwie doof. Entweder weil er keine Transportverschlüsselung nutzt oder Zertifkat-Ausstellern Geld in den Rachen wirft.

Geld ist auch so ein Thema. Oft ist bei ihm berechtigte Kapitalismuskritik zu hören. Gleichzeitig beschwert er sich aber, wenn seine Amazon-Lieferung in der Adventszeit nicht am nächsten Tag bei ihm ist, OBWOHL er doch EXTRA für Prime bezahlt. Frechheit! Schließlich könnten doch mal die Pack- und Ausliefersklaven sich ein wenig mehr ins Zeug legen. Also, da muss Jeff Bezos noch nachbessern.

Aber er scheint keinen Widerspruch zu erkennen, einerseits den Kapitalismus in seinen negativen Ausprägungen zu kritisieren und gleichzeitig, zu fordern, dass seine Pakete doch bitte am nächsten Tag bei ihm sind.

Sein Menschenbild zeugt sowieso nicht von ausgeprägten Humanismus. Immer wenn benachteiligte Gruppen (insbesondere Frauen) stellenweise bevorzugt werden, um die bisherigen Nachteile etwas auszugleichen, ist das nicht in seinem Sinne und fühlt sich fast persönlich diskriminiert. Felix scheut in diesem Zusammenhang auch nicht davor zurück, Begriffe zu nutzen, die von extrem rechten Gruppierungen geprägt worden sind. So etwa der Social Justice Warrior (SJW), eine abwertende Bezeichnung für einen Menschen, der sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt.

Auch verbreitet er auch gerne mal Falschmeldungen oder Propaganda in seinem Blog. Wenn er dann von Lesern darauf angesprochen wird, kommentiert er hämisch: “Ha ha, Medienkompetenzübung!” und tut so, also ob ER NATÜRLICH schon vorher wusste, dass der gepostete Link Müll war, aber seine Leser zu dumm sind, das zu merken. Nein, genau umgekehrt. ER hat die Quelle nicht genau geprüft und pusht nun Fake-News, während seine Leser das gemerkt haben.

Da bleibt nicht mehr viel übrig, warum man in sein Blog reinschauen soll. Ich werde es in Zukunft jedenfalls bleiben lassen.

Die Aliens waren hier – oder nicht?

Neulich konnte ich wieder nicht einschlafen. Manchmal schalte ich dann den Fernseher an. Wenn dann auf Phoenix oder ZDF Doku eine Geschichtsdoku läuft, klappt das mit dem Einschlafen am Besten. Nun bin ich aber bei Kabel Eins Doku hängengeblieben. Nachts läuft auf diesen Privatsendern ja gerne mal ziemlicher Schrott. Aber dieser Schrott hat Alles übertroffen. Es war eine Sendung der Reihe “Ancient Aliens – Unerklärliche Phänomene”. Wohl eine besondere Folge, in der William Shatner als Gast war. In der Reihe geht stets darum, das behauptet wird, Aliens wären früher oder heute auf der Erde. Ich kenne die anderen Folgen nicht, aber in dieser saß Shatner mit 6 “Experten” an einem Tisch, die ihn mit ihren absurden Thesen und kruden Behauptungen fast 1,5 Stunden bombardiert haben.

Ich habe nur einen kleinen Rest am Ende der Sendung gesehen und habe mich so dermaßen aufgeregt über die bewusste Falschdarstellung, dass sich das mit dem Schlafen noch weiter verzögert hat.

Da gab es einen “Experten”, der die These vertreten hat, das Außerirdische nach dem Besuch auf der Erde wahrscheinlich Botschaften in der DNA versteckt haben. Bisher habe man nichts gefunden, man suche aber noch weiter. Es sei nur noch ein Frage, wie lange man sucht.

Und da endet die Aussage. Das klingt ja fast so, als wäre es nur noch eine Frage der Zeit, die entsprechenden Beweise zu finden. Natürlich könnte es auch heißen, dass man aufgibt, weil es einfach nichts zu finden gibt, aber diese (wahrscheinlichste) Option wird nicht ausgesprochen.

Die Möglichkeit, dass man nicht mehr weiter sucht, weil man einfach nichts findet wird gar nicht erwähnt, obwohl sie die wahrscheinlichste ist. Überhaupt wird da alles völlig unkritisch präsentiert. Ich bin zwar auch kein Naturwissenschaftler oder Historiker, aber ich habe in der Schule aufgepasst und mindestens ein gewisses Grundverständnis von den Naturwissenschaften, je nach Fachgebiet.

Biologie ist sicherlich nicht mein stärkstes Gebiet, aber ich habe schon mal was von der Vererbungslehre und Herrn Darwin gehört. Das ist schon mehr als der nächste “Experte” vorweisen kann. Aber kann sein, dass er aus den USA kommt, und da wird die Evolutionstheorie nach Ansicht so mancher Kirchen und Eltern als Teufelswerk bezeichnet.

Auf jeden Fall behauptet dieser Mann, dass sich die menschliche DNA rein mathematisch gar nicht bilden könnte. Die Chance dass bei willkürlichen Änderungen am Ende unser Erbgut herauskommt, sei so wahrscheinlich wie wenn ein Tornado über einen Schrottplatz fegt und am Ende ein Jumbo Jet dort steht. Schön anschaulich, nicht wahr? Aber mal wieder völlig falsch. Es wird völlig ignoriert, dass es bei der Vererbung zu eine Selektion kommt, gute Mutationen werden übernommen, schlechte verworfen. Das menschliche Genom hat sich auch nicht spontan gebildet, sondern hat sich in einem Milliarden Jahre langen Prozess entwickelt. Und es gibt nicht nur eine DNA. Jedes Lebewesen trägt DNA in sich und in jedem finden überall zeitgleich auf der Welt unterschiedlichste Veränderungen auf. Viele von den Veränderungen werden ignoriert, manche übernommen.

Das ganze lässt sich eher mit einem Würfelspiel vergleichen. Dass man mit 100 Würfeln auf einen Schlag 100 Sechsen würfelt ist ziemlich unwahrscheinlich. Aber wir würfeln einmal und legen dann alle Sechsen raus. So auch in der Evolution: Gutes wird behalten. Dann würfelt man mit den restlichen Würfeln noch mal und nimmt wieder alles Sechser raus, wir werden besser und nähern uns dem Ergebnis. Nach der der Wahrscheinlichkeitsrechnung hat man immer eine Chance von 1/6 pro Würfel, dass man eine Sechs würfelt. Pro Wurf gehen also 1/6 aller Würfel raus. Nach durchschnittlich 30 Würfen sollten alle Würfel ein 6 zeigen.

Der “Alien-Experte” benutzt für seine Mathematik völlig falsche Grundannahmen. Also entweder er versteht nichts von Evolution oder von Mathe oder will absichtlich in die Irre führen.

Aber ich habe noch eine These gehört. Die Behauptung war, dass die Lichtgeschwindigkeit in den Koordinaten der Cheopspyramide kodiert sei.

Schauen wir doch mal kurz bei Wikipedia nach: Die geographischen Koordinaten der Cheopspyramide wird dort mit 29.979039° N, 31.134014° O angeben, die Lichtgeschwindigkeit beträgt 299.792.458 m/s. Beide Male 29979. DAS kann doch kein Zufall sein! Und das die alten Ägypter bereits die Lichtgeschwindigkeit kannten und so genau bestimmen konnten, bezweifle sogar ich. Also müssen doch Aliens ihre Finger im Spiel gehabt haben, oder? Schließlich ist die Lichtgeschwindigkeit eine universelle Konstante, bei der wir ausgehen, dass sie überall im Universum und zu jeder Zeit gleich ist.

Schaut man sich die Zahlen aber noch einmal an, dann müssten die Aliens aber noch viel mehr wissen. So müssten Sie wissen, dass wir unser heutiges Koordinatensystem in 180 Breitengrade einteilen. Außerdem müssten sie wissen, wie wir die Sekunde (1/86.400 eines Tages) und den Meter (1/40.000.000 des äquatorialen Erdumfanges) definieren (Grobe Definition. Die heutigen SI-Standards beziehen sich auch Atomschwingungen. Die Basis sind aber die o.g. Werte.) Zusätzlich wird vorausgesetzt, dass wir dass Dezimalsystem nutzen. Wahnsinn oder? Nur so erhält man eben diese Werte für die Lichtgeschwindigkeit und die Koordinaten

Das Ganze ist tatsächlich nur ein Zufall. Würden wir mit Fuss rechnen, wäre der Wert 983.571.087 f/s. Die Größe der Naturkonstante Lichtgeschwindigkeit ändert sich dadurch nicht nur der Wert entsprechend unserer Einheiten, auf die wir uns geeinigt haben. In den USA würde man den Wert z.B. mit 670616626,97 mph (Meilen pro Stunde) angeben.

Man stelle sich zu dem mal vor, die Lichtgeschwindigkeit hätte einen anderen Wert. Sagen wir mal 515.788.800 m/s. Dann hätte die alten Ägypter ihre Pyramide dort bauen müssen, wo jetzt der Lidl in Castrop-Rauxel ist. Das wäre ganz schön weit weg.

Jeder echte Forscher, egal in welchem Fachbereich tätig, wäre über solche Punkte gestolpert. Sogar ich bin es, als Laie. Wer also trotzdem behauptet, die Cheopspyramide wäre absichtlich an der Stelle gebaut, dass die Koordinaten die Lichtgeschwindigkeit wiedergeben, der hat entweder GAR NICHTS verstanden, oder er ist ein Scharlatan bzw. konkreter: ein Lügner.

Es gibt sicherlich Menschen, die das alles nicht verstehen und den Schwachsinn aus “Ancient Aliens” glauben. Das ist nicht sonderlich schlimm. Nicht jeder muss alles verstehen. Aber ich unterstelle mal, dass die Leute, die solche Sendungen produzieren, wissen was sie für einen Dummfug verbreiten.

Hierbei handelt es sich nicht um gegensätzliche Meinung oder kontroverse Theorien. Das ist alles Schwachsinn, der einen wissenschaftlichen Anstrich bekommt. Die Leute, die dafür verantwortlich sind, das so ein Mist gesendet wird, tragen eine Mitschuld an der Verdummung der Gesellschaft.

Marketing aus der Hölle/Höhle der Löwen

Am Montag habe ich mal kurz in “Die Höhle der Löwen” reingezappt. Früher fand ich die Sendung noch interessant, sie wurde aber immer uninteressanter, weil es nicht mehr um die Firmen ging, sondern nur noch um die Produkte, die man im Idealfall auch gleich am nächsten Tag im Geschäft kaufen konnte. Dieser Trend wurde mit dem Eintritt von Ralf Dümmel in die Sendung noch massiv verstärkt.

Aber wie gesagt, letzten Montag habe ich mal wieder einen Pitch gesehen. Da ging es um eine Fortbildungseinrichtung, die Menschen innerhalb von ein paar Wochen zu Vertriebsexperten ausbilden wollte. Besonders Carsten Maschmeyer, der früher bei AWD massenhaft Finanzberater losgeschickt hat, war begeistert von der Idee. Auch Judith Williams war erfreut, dass man endlich mal dem Vertrieb so viel Anerkennung schenkt, außerdem gäbe es ja ansonsten auch keinen Ausbildungsberuf “Vertrieb”. Nein, Frau Williams, Vertrieb ist ein Teil vieler kaufmännischer Berufe, genau wie Einkauf oder Buchhaltung. Aber wenn Frau Williams in einem achtwöchigen Online-Schnell-Kurs eine Anerkennung des Berufes sieht, dann weiß ich auch nicht weiter.

Die Gründer erwähnten auch explizit, dass ihre Schüler kein Fachwissen benötigen, es wären eher bestimmte charakterliche Eigenschaften notwendig. Das mit dem fehlenden Fachwissen stelle ich leider bei so manchen Firmenmitarbeitern fest.

Früher hieß es “Wer nichts wird, wird Wirt”. Heutzutage verkaufen diese Leute alle möglichen Sachen. Entweder Plastikdosen, Kosmetik, Küchenmaschinen, Lebensversicherungen oder IT-Software; mal zu Hause, mal online, mal in einem Unternehmen. Das Produkt ist egal. Hauptsache, man hat am Ende eine Unterschrift. Man muss nur gut sabbeln und manipulieren können. DAS macht einen “guten” Vertriebler aus. Vielleicht sind das auch die Gründe, warum ich mich so oft überrumpelt und übervorteilt vorkomme.

Da lobe ich mir doch eine umfassende kaufmännische Ausbildung. Da lernt, man je, nach Beruf, nicht nur zu verkaufen, sondern auch etwas über das Produkt, Kalkulation und andere Hintergründe, die mancher Vertriebler nicht hat und in dieser Turbo-Ausbildung auch explizit nicht gewünscht ist.

In meiner Ausbildung habe ich nicht nur verschiedene Spezialisierungen des Berufes, sondern auch alle Abteilungen des Betriebes kennengelernt. Dadurch hatte ich mehr Einsicht in das ganze Unternehmen und die Abläufe, als so mancher “alte Hase”.

Interessant an dem Pitch bei DHDL war, dass die Gründer am Ende der Sendung tatsächlich einen Deal mit Maschmayer UND Williams hatten. Wie man später aber lesen konnten, haben sich aber nachher die Gründer zurückgezogen, weil kurz vor der Aufzeichnung ihr Geschäftsmodell umgestellt haben und dann feststellten, dass sie ja gar kein Geld brauchen. Ich hätte an Stelle des Fernsehsenders diesen Pitch gar nicht gezeigt, da es den Gründern wohl nur um Publicity ging.

Vor-Vorablieferung

Eigentlich soll das neue “What if? 2” erst am 13.09.22 erscheinen. Weltweit mit allen Übersetzungen zeitgleich. Ich habe das Buch schon vor ca. einem halben Jahr vorbestellt und fiebere seitdem dem Termin entgegen.

Heute kam nun eine Sendung von Thalia und ich wunderte mich, was das sein soll. Die Schulbücher für die Kinder sind doch schon alle am Vortag angekommen. Doch als ich das Päckchen öffnete, war die Freude riesengroß.

Sowohl bei Thalia als auch bei Amazon steht auch als Erscheinungstag der 13.09. Vielleicht haben hatte der Händler zu wenig Vertrauen in die Deutsche Post und deren Lieferzeiten und hat das Buch daher etwas früher losgeschickt.